08.05.2023

Glaubt nie, was ich singe

Hans-Eckardt Wenzel, ein Mann mit schulterlangen, weich fallenden Haaren, steht vor einer Wand in Grautönen. Er blickt in sich gekehrt nach links.

Foto: Sandra Buschow

Lew Hohmanns Dokumentarfilm „Wenzel – Glaubt nie, was ich singe“ lebt von den offenen Gesprächen mit dem Liedermacher vor dem Hintergrund seiner bewegten Biografie und von der Magie seiner Konzerte.

Wenzel, authentischer Poet und Vollblutmusiker, gehört zu den wichtigsten Liedermachern im Osten. Zu seinem jährlichen Festival in Kamp am Peenestrom pilgern Fans aus der ganzen Republik. Dem Festival droht das Aus. Gemeinsam mit seinen Kamper Freunden versucht Wenzel es zu retten.

 

„Der filmisch unspektakuläre, unkommentierte Dokumentarfilm überzeugt in seiner gut ausgewogenen Mischung aus Musik und Gesprächen.“

Reinhard Lüke

Wenzel, 1955 in Kropstädt bei Wittenberg geboren, wird aufsässig, als er auf die Oberschule in Wittenberg geht, trägt lange Haare, verweigert das FDJ-Hemd. Von 1976 bis 1981 studiert er Kulturtheorie und Ästhetik an der Humboldt-Universität in Berlin.

Er wird Hauptautor der Musik-Theatergruppe „Karls Enkel“. Mit Mitteln der politischen Revue und Elementen des Dadaismus kritisieren sie, oft ins Absurde verzerrt, die bestehenden Verhältnisse. Ihr Konzept ist ein taktisches Spiel, die Integrität in der Kunst zu bewahren, ohne verboten zu werden.

Wenzel erlebt Ende der 80er Jahre auch bittere Niederlagen, die ihn an den Rand seiner Existenz bringen. Mit dem Clowns-Dou „Meh&Weh“ machen Wenzel und Mensching 1982 bis 1989 mehrere Programme zum Thema „DaDaEr“. Das Duo wird Kult. Oft werden sie verboten, einmal verhaftet. Und alles wird von der Stasi protokolliert. Sie machen auch nach der Wende noch weiter: Lieder voll zärtlicher Poesie, andere attackieren mit beißendem Spott die neue Bundesrepublik. Mitreißende Rhythmen, umwerfender Humor und Ironie in seinen Moderationen.

Das schätzen auch seine Freund*innen Antje Vollmer, Konstantin Wecker, Andreas Dresen und Christoph Hein. Die Fans finden sich in seinen Texten wieder, die sie bei Konzerten mitsingen. Er ist der Provokateur und Barde geblieben, den man kennt…