17.08.2023

Die polnische Antwort auf Brokeback Mountain

Zwei junge Männer sind sich ganz nah. Die Nase des Einen berührt die Wange des zweiten Mannes, der mit halboffenen Augen scheu nach unten blickt.

Foto: Salzgeber

Zur Queerfilmnacht am 21. August 2023 erwartet euch Kamil Krawczyckis Langfilm-Debüt „Elefant“. Der leidenschaftliche Film erzählt von der ersten Liebe und Selbstwerdung eines jungen schwulen Mannes inmitten einer rauen, aber atemberaubend schönen Landschaft.

Der 22-jährige Bartek führt einen kleinen Bauernhof in den polnischen Bergen. Seit sich sein Vater aus dem Staub gemacht hat, ist er das Familienoberhaupt und muss für seine Mutter da sein. Frei fühlt er sich nur, wenn er Zeit mit seinen geliebten Pferden verbringen kann.

 

„In der Darstellung der Beziehung, die zwischen Bartek und Dawid entsteht, bricht Krawczycki lustvoll mit Klischees.“

Andreas Köhnemann

Doch als eines Tages der lange verschollene Nachbarssohn Dawid ins Dorf zurückkommt, gerät Barteks von Pflichterfüllung geprägter Alltag durcheinander. Er muss sich entscheiden: zwischen einem Leben für die Familie und seinen immer stärker werdenden Gefühlen für Dawid.

Regisseur Kamil Krawczycki hat den von „God’s Own Country“ und „Brokeback Mountain“ inspirierten Film an Originalschauplätzen in seiner Heimat am Fuße des Tatra-Gebirges gedreht. Nach zwei Kurzfilmen – „The End of my World“ und „The Last One“ – sowie diversen Musikvideos ist „Elefant“ sein Langfilm-Debüt. Dabei wirft er den Blick auf Figuren, die in der polnischen Gesellschaft allzu oft den Rand gedrückt werden.

 

 

Kamil Krawczycki über seinen Film

In meinem Film kehre ich in meine Heimatstadt im Süden Polens zurück. Es ist eine Region mit einer atemberaubenden Natur, aber für Schwule und Lesben ist es ziemlich schwer, dort zu leben. Der Film erzählt die Geschichte von einem jungen Mann, der zum Oberhaupt der Familie wird, nachdem sein Vater abgehauen ist und die Mutter eine Art Zusammenbruch hatte. Die Verpflichtungen innerhalb der Familie engen seine Freiheit ein, sein eigentliches Begehren muss er verbergen. Ich wollte eine Figur zeichnen, die verletzlich und stark zugleich ist. Ich weiß, dass sich viele queere Menschen in Polen damit identifizieren können. Mit dieser Geschichte möchte ich Ihnen meinen Tribut zollen – und ihnen ein wenig Hoffnung geben, denn Hoffnung können wir in Polen gerade sehr gut gebrauchen können.