28.08.2022

Das Queer-Film-Festival ist zurück!

Zwei Personen mit Badekappen und Flossen schwimmen auf unterschiedlichen Bahnen in einem Schwimmbecken.

Foto: Ingenue Productions

Das Queer-Film-Festival bringt von Donnerstag, dem 8. September, bis Mittwoch, dem 14. September die besten queeren Filme des Jahres auf die Leinwand. Lasst uns feiern!

Donnerstag, 08. September 2022

19.00 Uhr: Peter von Kant

Mit „Tropfen auf heiße Steine“ (2000) hat François Ozon schon einmal ein Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder kongenial verfilmt. Sein neues Kammerspiel ist eine Art Remake von Fassbinders Meisterwerk „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972). Statt drei Frauen umschwirren sich in der intimen Enge einer eleganten Künstlerwohnung hier aber drei Männer. Dass die von Denis Ménochet gespielte, von Kokain-Konsum gezeichnete Hauptfigur Peter stark an den Fassbinder der 1970er-Jahre erinnert, ist kaum ein Zufall. Im Februar eröffnete Ozons Hommage noch die Berlinale – und jetzt das Queerfilmfestival!

 

20.45 Uhr: Vorurteil und Stolz

Eva Beling hat sich in den schwedischen Filmarchiven auf die Suche nach queeren Geschichten, Figuren und Momenten gemacht – und eine ganze Schatztruhe geborgen, mit der sie die Entwicklung von den Anfängen bis zu Filmen wie „Something Must Break“ (2014) und „Als wir tanzten“ (2019) nachzeichnet. Ihr spektakuläres Archivmaterial ergänzt sie durch Interviews mit Darsteller:innen wie Harriet Andersson und Liv Ullmann, Regisseur:innen wie Marie-Louise Ekman und Levan Akin sowie mit Queer- und Filmwissenschaftler:innen. Belings rebellische Neulektüre einer ganzen nationalen Kinematographie im Dienste der queeren Sichtbarkeit setzt ein fantastisches Beispiel: Jedes Land sollte seinen eigenen „Vorurteil und Stolz“ haben!

 

Freitag, 09. September 2022

18.00 Uhr: Mein erster Sommer

Die australische Regisseurin Katie Found begleitet in „Mein erster Sommer“ zwei Außenseiterinnen, die in der sonnendurchfluteten Abgeschiedenheit das Glück zu zweit entdecken. Ein intimes und sensibel erzähltes Coming-of-Age-Drama in verträumten Bildern – mit den fantastischen Newcomerinnen Markella Kavenagh und Maiah Stewardson in den Hauptrollen.

 

19.45 Uhr: Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?

Auf Basis seines eigenen Liebestagesbuchs erschafft Mohammad Shawky Hassan eine metareflexive queere Variante von „Tausendundeine Nacht“: ein nicht-heteronormatives Musical, das arabische Volkssagen mit ägyptischer Popmusik kombiniert und Lieder und Gedichte multimedial zu neuer, leuchtender Entfaltung bringt. Sein Film, betitelt nach Shakespeares 18. Sonett, entwirft nicht weniger als einen überzeitlichen Safe Space, in dem persönliche und kollektive Erinnerungen mit unseren gegenwärtigen Hoffnungen und Träumen zusammenklingen.

 

21.15 Uhr: Concerned Citizen

Mit bitterbösem Humor zeichnet Regisseur Idan Haguel eine satirische Parabel über das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, unhinterfragte Privilegien und tief sitzende Vorurteile. Für seine elegant erzählte Sozialkritik wurde „Concerned Citizen“ bereits auf der Berlinale gefeiert.

 

Samstag, 10. September 2022

17.00 Uhr: Sublime

Mariano Biasin erzählt in „Sublime“ von einem Gefühlschaos, das wohl auch jede*r schon einmal erlebt hat: Was passiert mit einer Freundschaft, wenn plötzlich Liebe und Begehren ins Spiel kommen? Über diese Frage werden in Biasins zärtlichem und ehrlichem Coming-of-Age-Film zwei Jungs erwachsen.

 

19.00 Uhr: Sweetheart

Marley Morrisons herrlich skurrile Coming-of-Age-Komödie wurde beim Filmfestival in Glasgow mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, für fünf British Independent Film Awards nominiert und von der Presse als einer der besten britischen Filme des Jahres gefeiert. Ein echtes Feel-Good-Movie!

 

21.00 Uhr: L.A. Plays Itself – The Fred Halsted Collection

Trotz ihrer kulturellen Bedeutung waren Halsteds Filme lange Zeit nur stark geschnitten verfügbar. Wir präsentieren erstmals in Deutschland die vom MoMA restaurierten Fassungen von zwei kontroversen Meisterwerken: Halsteds Cruising-Fantasie „L.A. Plays Itself“ (1972) und das Autowerkstatt-Lustspiel „The Sex Garage“ (1972) bilden unser explizites Kino-Spätprogramm.

 

Sonntag, 11. September 2022

15.00 Uhr: Nellys & Nadine

Viele Jahre lang wurde Nellys und Nadines bemerkenswerte Liebesgeschichte geheim gehalten, sogar vor engsten Familienmitgliedern. Jetzt hat Nellys Enkelin Sylvie das Privatarchiv des Liebespaars geöffnet. Magnus Gertten berührender Dokumentarfilm erzählt anhand von Nellys Tagebuch und Fotos, Liebesbriefen und Filmrollen eine bemerkenswerte Geschichte über den Horror des Krieges, gut gehütete Familiengeheimnisse und die Liebe gegen alle Widerstände.

 

17.00 Uhr: Der Schwimmer

Adam Kalderons hochsommerliches Sportdrama geizt nicht mit halbnackten Tatsachen und einer reizvollen Spannungskurve, stellt im Kern aber auch die entscheidende Frage, was im Leben mehr zählt: professioneller Erfolg oder die große Liebe.

 

19.00 Uhr: Zwischen uns beiden

Mit viel Feingefühl und dem nötigen Humor erzählt der französische Regisseur Jude Bauman vom Kampf zweier Frauen um ihr Liebesglück und gegen die eigenen Ängste. Sein Film mit den beiden vielversprechenden Newcomerinnen Amandine Noworyta und Iris Jodorowsky ist aber auch eine vielschichtige Auseinandersetzung mit der Frage der Elternschaft und queerer Familienplanung.

 

21.00 Uhr: Irrlicht

Der neue Film des portugiesischen Kultregisseurs João Pedro Rodrigues („O Fantasma“, „Der Ornithologe“) ist eine wunderbar wilde und perfekt choreografierte Mischung aus Musical, Folklore und queerer Erweckungsgeschichte im Zeichen des Umweltschutzes – also ganz großes Kino!

 

Montag, 12. September 2022

18.30 Uhr: Wet Sand

„Wet Sand“ von Elene Naveriani gibt den Außenseiter*innen des ländlichen Georgiens eine Stimme und ist ein filmisches Manifest gegen Homophobie. Seine Premiere feierte das zugleich melancholische und hoffnungsvolle Drama über Generations-übergreifende Solidarität und queere Selbstermächtigung in Locarno, wo Hauptdarsteller Gia Agumava als Bester Schauspieler ausgezeichnet wurde.

 

20.45 Uhr: The Schoolmaster Games

In ihrem vor originellen Ideen und skurrilen Figuren nur so sprühenden Langfilmdebüt erzählt die schwedische Regisseurin Ylva Forner auf Basis des gleichnamigen Romans von Kristofer Folkhammar von einem sagenhaften Ort zwischen schwulem Safe Space, musikalischem SM-Keller und sexueller Verbesserungsanstalt, in dem man sich auch Jean Genet oder Marquis de Sade bestens als Gastprofessoren machen würden.

 

Dienstag, 13. September 2022

18.45 Uhr: Anima – Die Kleider meines Vaters

Uli Decker erzählt die berührende Lebensgeschichte ihres Vaters als tragisch-komische Achterbahnfahrt durch animierte und dokumentarische Bilderwelten – und wurde dafür dieses Jahr vollkommen zu Recht mit dem Max-Ophüls-Preis für den Besten Dokumentarfilm ausgezeichnet!

 

20.45 Uhr: Rex Gildo – Der letzte Tanz

Halb fiktional, halb dokumentarisch erzählt Rosa von Praunheim in seinem neuen Film Rex Gildos Leben als die tragische Geschichte eines Unterhaltungskünstlers, der sich in der repressiven Öffentlichkeit der 1950er und 60er Jahre zu einem Doppelleben gezwungen glaubte und auch später nie den Ausbruch aus seinem Versteck wagte. In den Spielszenen brillieren Newcomer Kilian Berger als junger Rex Gildo und Ben Becker als Fred Miekley.

 

Mittwoch, 14. September 2022

18.45 Uhr: Wildhood

Bretten Hannam drehte „Wildhood“ in der betörenden Landschaft von Novia Scotia, dem ehemaligen Stammesgebiet der Mi’kmaq, und teilweise auch in der Sprache des indigenen Volks. Elegant verknüpft sein Road Movie die Suche eines Jungen nach seiner kulturellen Identität mit seinem sexuellen Erwachen – und wurde dafür bereits auf den Filmfestival Toronto gefeiert.

 

20.45 Uhr: Girls Girls Girls

Die finnische Regisseurin Alli Haapasalo erzählt in ihrem wilden Freundinnenfilm authentisch und mitreißend davon, wie es sich anfühlt, jung zu sein. Es geht um unbändigen Lebenshunger und die Lust auf super-guten Sex, um Rückschläge und Verletzungen – und das Gefühl, dass man einem anderen Menschen so nah sein will, dass es nicht reicht, nur seine Haut zu berühren. „Girls Girls Girls“ und sein famoses Darstellerinnen-Trio wurden bereits auf der Berlinale und in Sundance gefeiert, wo der Film dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.