11.09.2023

Kaurismäkis zeitlose Wärme

In einem nur spärlich besetzten Kino-Saal sitzen zwei Menschen weit vorn nebeneinander: Die blonde junge Frau blickt geradeaus zur Leinwand, während der junge Mann mit kummervollem Gesichtsausdruck zu ihr blickt.

Foto: Malla Hukkanen / Sputnik

Aki Kaurismäki kehrt nach 6 Jahren Pause mit „Fallende Blätter“ auf die Leinwand zurück! Die sanfte Tragikomöde ist eine Umarmung im Hier und Jetzt, ein zeitloses Plädoyer für Zuneigung und Solidarität.

Ansa und Holappa, zwei einsame Menschen, treffen in einer Karaoke-Bar im nächtlichen Helsinki aufeinander. Beide sind auf der Suche nach der ersten, einzigen und endgültigen Liebe ihres Lebens. Der Weg zu diesem ehrenwerten Ziel wird erschwert durch die Alkoholsucht des Mannes, verlorene Telefonnummern, die Unkenntnis des Namens und der Adresse des jeweils anderen – und nicht zuletzt durch die allgemeine Tendenz des Lebens, denjenigen, die ihr Glück suchen, Steine in den Weg zu legen.

 

„Wunderbar, witzig und ergreifend. Ein zutiefst menschlicher Film von einem der großen humanistischen Filmemacher.“

Pete Hammond

„Fallende Blätter“ kann als vierter Teil der „Proletarischen Trilogie“ von Aki Kaurismäki gelesen werden. Der Film ergänzt „Schatten im Paradies“ (1986), „Ariel“ (1988) und „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ (1990) in vertrauter lakonisch-minimalistischer Manier.

Und doch durchdringt ihn die Gegenwart: Jedes Mal, wenn jemand das Radio einschaltet, sind Entwicklungen vom Krieg in der Ukraine zu hören, von Bomben auf Kyiw und Mariupol.

 

Aki Kaurismäki über seinen Film

In der Vergangenheit habe ich mir als Regisseur von irrelevanten, gewaltvollen Filmen eine fragwürdige Reputation erarbeitet. Da mich der Gedanke an all die sinnlosen, unnötigen und kriminellen Kriege in unserer Welt sehr quält, habe ich beschlossen, eine Geschichte über diejenigen Themen zu schreiben, durch die meiner Meinung nach in der Zukunft eine Chance auf mehr Humanität in unserer Gesellschaft besteht: Eine Geschichte über die Sehnsucht nach Liebe, nach Solidarität, nach Hoffnung und dem Respekt für andere Menschen, für die Natur und allem, was in ihr lebendig oder tot ist – vorausgesetzt, das Subjekt dieser Geschichte verdient diese Aufmerksamkeit. In „Fallende Blätter“ ziehe ich meinen zu kleinen Hut vor meinen Göttern Bresson, Ozu und Chaplin – aber sollte das Unterfangen scheitern, meine Geschichte zu erzählen, dann bin ich es höchstpersönlich, auf dessen Mist diese Katastrophe gewachsen ist.