08.02.2023
Die Reichtümer der sichtbaren Welt
In seinem preisgekrönten Essayfilm, der zu Teilen auf seinem eigenen Bestseller „The Story of Looking“ basiert, lässt Filmemacher Mark Cousins ein funkelndes Kaleidoskop aus Bildern mit mannigfaltigen Bezügen zur Kunstgeschichte, Biologie, Neurowissenschaft, Psychologie, Poesie und Philosophie entstehen.
Mark Cousins hat Probleme mit seinen Augen, ein medizinischer Eingriff ist unumgänglich. Am Tag vor der Operation denkt er darüber nach, was das Sehen für ihn persönlich bedeutet und was für eine Rolle es in unser aller Leben spielt. In einer Zeit, in der wir von allen Seiten mit visuellen Eindrücken bombardiert werden, ist das genaue Hinschauen, so Cousins, essentieller denn je – weil es uns zu denen macht, die wir sind: Es bildet den Kern unserer menschlichen Erfahrung und unserer Empathie, den Ausgangspunkt unseres Erkundens des Lebens in all seiner Komplexität und mit all seinen Widersprüchen.
„Im Zeitalter des Internets, von Smartphones und Drohnen, von Virtueller Realität und Erweiterter Realität ist es an der Zeit, zum ersten Mal die epische Geschichte der visuellen Welt zu erzählen.“
Mark Cousins
Wir reden über unser Familienleben, über unser Arbeitsleben, über unser Liebesleben. Aber grundlegender als dies ist für die meisten von uns unser Seh-Leben. Es beginnt damit, was wir als Kinder gesehen haben, wie wir unsere Eltern und unser Zuhause gesehen haben. Später haben wir unsere Städte und Liebhaber gesehen. Es wird dann die Geschichte darüber, wie unsere Nationen sahen. Wie Entdecker und Wissenschaftler die Welt sahen. Es endet mit der überwältigenden Sehgeschichte der letzten 200 Jahre, dem Zeitalter der Fotografie, des Kinos, des Fernsehens, des Phänomens der Celebrities und von Skype.
Diese Geschichte zu erzählen, wird sich anfühlen, als würde man eine neue Brille aufsetzen. Sie wird das Leben mit neuen Augen sehen. Wie sah Homer? Oder Akenaten, Cezanne, Kahlo, Riefenstahl? Wie sahen unsere alten Vorfahren und wie lässt sich das heute mit dem Blick in unserem Großstadtdschungel vergleichen? Wie war es für Ray Charles, in seiner Kindheit das Augenlicht verloren zu haben? Was haben Teleskope, Mikroskope und das Kino mit dem Sehen gemacht? Und wie verändert das Smartphone, die mächtigste Seh-Technologie, die je erfunden wurde, unser visuelles Bewusstsein?