19.01.2023
Ein halluzinierender Rausch
Der regimekritische Regisseur Kirill Serebrennikov hat mit „Petrov’s Flu – Petrow hat Fieber“ den Gripperoman von Alexey Salnikov adaptiert. Der bildgewaltige, fast hypnotische Film voller Anspielungen wirkt definitiv ansteckend!
Eine von Grippe geplagte Familie im postsowjetischen Russland lebt ihre gewöhnlichen Tage mit außergewöhnlichen Geheimnissen aus – der Ehemann ist ein Klempner, der Alltagsmomente in wunderbar seltsame japanische Comics verwandelt, während seine Frau, eine Bibliothekarin, ein Faible für das Töten ausfällig gewordener Männer mit einem Küchenmesser hat.
„Bevor der russische Theater-, Film- und Opernregisseur Kirill Serebrennikov nach Kriegsbeginn endgültig ins Exil ging, realisierte er in Russland noch diese furiose Adaption eines zeitgenössischen Romans.“
Manfred Riepe
Kirill Serebrennikov wurde in Russland immer wieder staatlichen Repressionen ausgesetzt, seine Arbeiten wurden von Seiten des Putin Regimes systemkritisch eingestuft und untersagt. 2017 wurde er aufgrund offensichtlich fingierter Beschuldigungen und Beweise nach jahrelangem Hausarrest 2020 zu einer dreijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.
Während des Prozesses fanden 2020 die Dreharbeiten zu Petrov’s Flu statt. 2021 musste er die Leitung des Gogol-Center abgeben. Kurz vor dem Ukraine-Krieg hat Serebrennikov Russland verlassen und lebt seitdem in Berlin.