15.01.2023

Draußen tobt doch der Krieg

Zwei Frauen stehen gebückt auf einer Theaterbühne und blicken der Kamera entgegen. Eine der beiden imitiert mit ihren Händen das Halten eines Gewehrs. Der Zeigefinger ihrer rechten Hand am Abzug ist noch gestreckt.

Foto: Kundschafter Filmproduktion

Der Dokumentarfilm „Das Hamlet Syndrom“ von Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski ist ein kraftvolles Porträt der seit 2014 von Krieg und politischen Umbrüchen gezeichneten jungen ukrainischen Generation.

Wenige Monate vor der Invasion Russlands in die Ukraine 2022 nehmen fünf junge Frauen und Männer an einer einzigartigen Theaterinszenierung teil. Darin versuchen sie, ihre Kriegserfahrungen mit Shakespeares Theaterstück „Hamlet“ in Beziehung zu setzen. Die Bühne ist eine Plattform, auf der sie ihre Trauer und Traumata anhand der berühmten Frage „Sein oder Nichtsein“ reflektieren können – ein Dilemma, das sich in ihrem Leben widerspiegelt. Die Protagonist*innen kämpfen an gegen Enttäuschung, Ohnmacht und Wut.

 

„Was zunächst wie die klassische Dokumentation eines Probenprozesses anmutet, entwickelt sich bald zu einem fesselnden Porträt der von politischen Umbrüchen und Erschütterungen geprägten Generation Maidan.“

Jury vom Roman Brodmann Preis 2022

Sie versuchen, ihr Leben wieder aufzuräumen und gleichzeitig die schmerzhafte Vergangenheit zu verarbeiten: Slavik, der als Soldat durch die Hölle des Krieges und der Gefangenschaft gegangen ist, Katya, die sich nach der Vergebung ihrer Mutter sehnt, weil sie in den Krieg zog, Rodion, der aus dem Donbas geflohen ist und nun mit wachsender Homophobie konfrontiert ist, Roman, der immer noch mit den traumatischen Erinnerungen als Sanitäter auf dem Schlachtfeld kämpft, und Oxana, die einfach nur vergessen und das Land verlassen will.

 

Die Proben für das Stück werden mit einem intensiven Einblick in das Leben der Protagonisten kombiniert: ein kraftvolles Porträt einer Generation, die mit dem Trauma des Krieges zurechtzukommen versucht, was nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine nun auch ihre Gegenwart und Zukunft prägt.